In Ghana arbeiten 50.000 Kinder in der Fischereiindustrie, Zehntausende davon am Volta-Stausee. Ein Großteil der Arbeit, die Kinder dort verrichten, ist gefährlich, da sie gezwungen sind, tief in das dunkle Wasser zu tauchen, um die Fischernetze zu entwirren. Wegen der Schwere der Arbeit und des möglichen finanziellen Gewinns (der Stausee liefert 90 % der nationalen Süßwasserfischproduktion) greifen viele Fischer auf den Kinderhandel aus anderen Regionen zurück, um sie dann auszubeuten. Diese Jungen und Mädchen werden von ihren Familien getrennt, zu langen Arbeitszeiten gezwungen und ihnen wird Schulbildung und eine gesunde Grundversorgung verweigert. In der Kakaoindustrie des Landes ist die Lage noch dramatischer: Schätzungsweise mehrere Hunderttausende Kinder arbeiten unter schwersten körperlichen und psychischen Bedingungen auf den Plantagen. Auf Grundlage unserer Erfahrungen und Erfolge am Volta-Stausee, möchten wir zukünftig auch diesen Kindern Schutz bieten.
Die ghanaische Regierung hat sich zwar verpflichtet, das Problem des Menschenhandels auf politischer und gesetzlicher Ebene anzugehen, doch die Umsetzung ist noch gering. Die Erfahrung von IJM bestätigt, dass es den Strafverfolgungsbeamten oft an Ermittlungsfähigkeiten, Kenntnissen über geeignete Beweiserfordernisse und begleitende Techniken fehlt. Richter/-innen und Staatsanwält/-innen mangelt es oft an einer gründlichen Ausbildung zu den ghanaischen Gesetzen zur Bekämpfung von Menschenhandel, und die Angestellten der Strafverfolgungs- und Justizbehörden sind nicht darin geschult, Opfern eine traumainformierte Betreuung zu gewährleisten. Hinzu kommt eine unzureichende Koordinierung zwischen den Akteuren des Justizwesens sowie den sozialen Dienstleistern, die für die Betreuung, den Schutz und die sichere Wiedereingliederung von Kindern, die aus der Ausbeutung befreit wurden, zuständig sind.
- Bisher konnten wir, gemeinsam mit den Behörden vor Ort, über 450 Kinder befreien, von denen bereits knapp 150 unser Nachsorgeprogramm erfolgreich abgeschlossen haben.
- Darüber hinaus wurden mittlerweile über 50 Täter/-innen gerichtlich zu hohen Haftstraßen verurteilt. Diese Urteile haben eine Art "Leuchtturmeffekt" und signalisieren potenziellen weiteren Täter/-innen: Der von ihnen empfundene rechts- und straffreie Raum rund um den Volta-Stausee wird beendet.
- Die neueste Entwicklung ist eine polizeiliche Einheit, die als "Lake Patrol" mit einem Motorboot auf dem See unterwegs ist. Die Bildung dieser Einheit wurde durch IJM maßgeblich unterstützt sowie das Boot zur Verfügung gestellt.
- Welche ersten Schritte wir tun, um im Kakaosektor Kinder vor Ausbeutung zu schützen, erläutern wir gern im persönlichen Gespräch.
In den vergangenen 10 Jahren konnten wichtige Kooperationen mit lokalen Behörden und Partnerorganisationen aufgebaut werden. Durch die Förderung des Vertrauens der lokalen Regierung und die Zusammenarbeit bei der Ermittlung und Verfolgung von Fällen der Ausbeutung rund, können wir eine Veränderung ihrer Haltung gegenüber der Sklaverei auf dem Volta-Stausee beobachten: Beamte, die früher das Vorhandensein moderner Sklaverei in Ghana leugneten, beginnen nun die Verantwortung für die Beseitigung dieses Verbrechens zu übernehmen. In den Regionen Ghanas, in denen IJM arbeitet, entsteht ein nachhaltiges Ökosystem des Schutzes für Kinder - die Polizei findet und verhaftet Menschenhändler/-innen und die Richter/-innen ziehen sie zur Rechenschaft. Die Betroffenen werden mit Würde und Respekt in der Nachsorge und während Gerichtsverfahren behandelt.
Mit diesen Erfahrungen sowie unserem bewährten Arbeitsansatz können wir auch Kinder, die in der Kakaoindustrie ausgebeutet werden, schützen.